Bademütter

| von Ulrike Reinfeldt |

„Nachricht von Bestellung der Bademütter allhie“ - das hat mich neugierig gemacht. Genau genommen war es das Wort Bademütter. Gefunden habe ich die Nachricht im Kirchenbuch der Stadt Boizenburg, das Taufen und Trauungen von 1657-1739 beinhaltet.

Im Jahre 1660 verstarben innerhalb eines halben Jahres dort gleich zwei Bademütter: Engel Bödekers, Witwe von Hausmann Hinrich Bödekers und Ilsabe Tiden, Witwe des Fischers Clauß Hagemann. Für Ilsabe Tiden, „welche bey 35 Jahren Hebamme allhie gewesen“, und Engel Bödekers mussten also Nachfolgerinnen gefunden und berufen werden.

Dazu „sind bald darauff die hiesigen beiden Prediger Andreas Bötticher und Fridericus Witmann neben den beiden Bürgermeistern dieser Stadt Diederich Meyern und Johann Wintern in der Kirchen zusammen treten und haben sich wegen Bestellung der ledigen Bademütterämpter miteinander beredet“. Cathrin Stoppels, Witwe des Haußmanns Hans Brimmen, wird wegen ihrer Frömmigkeit und Wissenschaft „einmüthig erwählet und in der Kirchen zur Bademutter angenommen und bestellet.“

Leider konnte sie ihr Amt nur kurze Zeit ausüben, da sie in der vierten Woche „plötzlich auf der Gaßen niedergestürzt und todt geblieben“. So trafen sich Prediger und Bürgermeister abermals in der Stadtkirche „wegen Besetzung der entledigten Wehmutterstelle“. Anne Ewers wurde die neue Bademutter und blieb es bis 1668. Anno 1668, 1670 und 1675 wurde die Stelle der Bademutter in Boizenburg wiederum jeweils neu besetzt, da die Vorgängerinnen verstorben waren.

Das Boizenburger Taufregister – beginnend 1657 - gibt uns Auskunft darüber, wie viele Taufen es seitdem  in der Stadt gab. Betrachten wir nur einmal den Zeitraum 1660-1675, von dem im Text die Rede ist, dann liegt die jährliche Anzahl von Taufen zwischen 77 und 139. Ebenso schwankend ist die monatliche Anzahl von Taufen: zwischen einer Taufe – zum Beispiel im August 1660 – und 19 Taufen im September 1671.

Egal wie oft die Boizenburger Bademütter zu einer Geburt gerufen wurden, die Wichtigkeit ihrer Aufgabe zeigt sich nicht nur in der Berufsbezeichnung Bademutter, Wehfrau, Wehmutter und Kindermutter, sondern auch in den Bezeichnungen weise Frau oder weise Mutter, die heutzutage fast vergessen sind. Wir verwenden inzwischen die Berufsbezeichnung Hebamme.

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