Ein kleiner Happen für Zwischendurch
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|Zu Tisch im Seminar für Kirchlichen Dienst Greifswald
Gutes Essen hält Leib und Seele zusammen, sagt ein altes Sprichwort. Gerade für Kinder ist eine ausgewogene, reichhaltige Ernährung ein Schlüssel zu gesundem Wachstum. Da ist es einleuchtend, wenn Erzieher und Betreuer sich mit dem Thema auskennen sollten.
In Pommern war es mit dem bloßen Unterscheiden von Äpfeln und Birnen aber nicht getan. Die angehenden Wirtschaftsdiakoninnen, die auch für die Arbeit mit Kindern zuständig waren, hatten in ihrer Ausbildung eine umfangreiche Kochprüfung zu absolvieren. Das Prüfungsmenü aus dem Jahr 1972 liest sich durchaus appetitanregend: Hühnerfrikassee mit Reis und Schokoladencreme, Kartoffelsalat mit gebratenem Fisch und Stippmilch, Gulasch mit Kartoffeln und Obstsülze, Paprikatopf mit Apfel-Biskuit-Auflauf. Die Prüfer kann man bei so einer Speisekarte echt beneiden!
Leider gibt es da einen Faktor, der den Verkostern die (hier nicht vorhandene) Suppe gehörig versalzen kann: das „Talent“ der Prüflinge.
Da gibt es zum einen die Fälle, wo lediglich etwas zu viel Pfeffer im Gulasch war oder die Arbeit etwas chaotisch verlief, aber das Ergebnis trotzdem schmackhaft war. Dann gibt es aber auch Kandidatinnen, bei denen Hopfen und Malz verloren scheint:
„Die Arbeitsweise kann nur mit einer »4« bewertet werden, da Marianne einige sehr schwerwiegende küchentechnische Fehler machte, die ließ das Gemüse bei größter Energiezufuhr weit über seinen Garpunkt hinaus zerkochen, wußte nicht die Form für den Auflauf richtig zu fetten, erkannte nicht den Zeitpunkt, an dem der Auflauf gar war. […] Der Eintopf wurde mit »3-4« bewertet, der Auflauf war gut!“
Und manchmal isst halt auch einfach das Auge mit:
„Ihre Zeiteinteilung war gut, die Arbeitsweise jedoch nicht umsichtig genug. Leider fehlt ihr noch immer ein sauberes und exactes Arbeitsvermögen. Es ist auch nicht gelungen, Annemarie zur Sorgfalt im Umgang mit Lebensmitteln zu erziehen. Da sie, nachdem die Kartoffeln für den Salat gekocht, gepellt und geschnitten worden waren, dieselben nochmals überbrühen wollte, kann ihre Arbeitsweise nur mit einer »3« bewertet werden. Trotz des Geschmacks wurde der Kartoffelsalat nur mit »3« zensiert, da sein Aussehen durch die stark zerfallenen Kartoffelscheiben sehr beeinträchtigt war.“
Zum Schluss ein kleiner Nachschlag: Bestanden haben die Prüfung alle. Aber die Prüfer mussten vielleicht ein kleines Verdauungsschläfchen halten.
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