Wir hängen einen Biber auf

| von Sebastian Eichler |

Zu tausenden hat man sie bestellt: Biberschwänze. Ein ums andere Schriftstück führt die Massen an Biberschwänzen auf, die durch die pommersche Kirche geordert wurden. Und nicht nur das, es werden sogar verschiedene Sorten geordert: schwere Biber, gotische Biber, Wappenbiber.

Schockierend, dieser schonungslose Raubbau an der Natur. Kein Wunder, wenn da der Biber in Deutschland fast ausgestorben war. Ist am Ende gar die Kirche hauptverantwortlich für das Verschwinden des Großnagers?

Bevor nun aber sämtliche Naturschutzverbände gegen die Kirche ins Felde ziehen, sei Entwarnung gegeben: Zwar stimmt es, dass im Mittelalter Biber als Fastenspeise in Klöstern zubereitet wurde, aber das ist hier nicht die Ursache der Bestellungen. Diese sind viel neueren Datums, meist aus den 60ern, 70ern und 80ern des letzten Jahrhunderts, und sehen eine vollkommen andere Verwendung der Biber, bzw. ihrer Schwänze vor: Hängt sie an die Dächer!

Gut, das klingt jetzt auch nicht sonderlich tierfreundlich, aber wenn man sich vor Augen führt, dass es hier um Dachziegel geht, deren platte und abgerundete Form eben an den Schwanz eines Bibers erinnert, dann lässt sich das Missverständnis schnell auflösen (auch wenn im Kopfkino vielleicht das Bild eines bepelzten Kirchendaches bleibt).

Allen, denen die Namensverwandschaft zu den Tieren immer noch sauer aufstößt, sei dazu gesagt: neben den Biber- gibt es auch Mönchs- und Nonnendachziegel. Ob dieser Akt ausgleichender Gerechtigkeit aber so beabsichtigt war, bleibt ungewiss.

LKANK_Biberschwänze

LKANK_Bestellschein_Biberschwänze_15.10_Nr._4858_1 LKANK_Bestellschein_Biberschwänze_15.10_Nr._4858_2

Bestellschein und Versandanzeige aus LKANK, 15.10 (Konsistorium Pommern) Nr. 4858.

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